Die Gewinnung von Nachwuchs in technischen und handwerklichen Berufen gestaltet sich für Unternehmen oftmals schwierig. Eine Ursache liegt darin, dass viele Mädchen und junge Frauen sich gar nicht erst für eher „frauenuntypische“ Berufe interessieren. Nicht so Theresa Westerhorstmann. Seit dem 1. August 2021 absolviert sie bei uns eine Ausbildung als Verfahrensmechanikerin.
Nur zwei Mitschülerinnen in der Berufsschule
In ihrer Berufsschulklasse ist sie eine von drei jungen Frauen, alle anderen Mitschüler sind männlich. Und auch in der Produktion in unserem Werk II in Geseke ist die junge Frau die einzige Verfahrensmechanikerin. Alle anderen Frauen, die hier arbeiten, sind als Produktionshelferinnen oder in der Verwaltung eingesetzt. Aber das kann Theresa Westerhorstmann nicht abschrecken: „Mir gefällt der Beruf sehr, weil er so vielseitig ist. Die Produkte wechseln und man ist über den gesamten Prozesszyklus dabei und sieht wie etwas Neues entsteht“, schwärmt die junge Frau. Sie ist Auszubildende im 1. Jahr und die erste weibliche Auszubildende als Verfahrensmechanikerin bei H + K überhaupt.
Die Kunststoffspritzgießmaschinen aufrüsten und abrüsten, Material vorbereiten, Teile kontrollieren, Prozesse überwachen – alles das gehört zum Berufsbild. „Nun habe ich endlich das Richtige für mich gefunden“, ist die 31-Jährige überzeugt. Sie weiß, wovon sie spricht, denn sie hat bereits zwei Berufsausbildungen abgeschlossen: Sie ist gelernte Fotografin und gelernte Altenpflegerin. Während sie als Fotografin kaum Zukunftsperspektiven für sich erkennen konnte, war die psychische Belastung als Altenpflegerin nichts, wofür sie sich dauerhaft begeistern konnte. Nach zwei Jahren, in denen sie danach über eine Zeitarbeitsfirma als Produktionshelferin bei H + K eingesetzt war und das gute Arbeitsklima und die Abläufe in der Produktion kennenlernen durfte, entschloss sie sich, nicht nur hier dauerhaft eine Anstellung anzustreben, sondern sogar noch eine weitere Ausbildung zu starten.
Theresa Westerhorstmann, Auszubildende Verfahrensmechaniker bei Hunold + Knoop
Karriere als Frau in einem männlich dominierten Beruf
„Ich wollte einfach mehr wissen über die Tätigkeit, mehr über Kunststoffherstellung lernen. Ich wusste vor meiner Ausbildung nicht, dass Kunststoffe so vielseitig sind. Manche sind weich und elastisch wie Gummi, andere hart und eher glasartig. Ich bin froh, dass ich hier die Ausbildung machen darf“, freut sich Westerhorstmann. Auch ihr Ausbilder Daniel Pfennig ist sehr zufrieden mit der jungen Frau: „Sie hat eine gute Herangehensweise, sucht sich die Arbeit, ist sehr selbstständig“, berichtet der Ausbilder. Macht die Tatsache, dass die Auszubildende eine Frau ist, einen Unterschied? „Nein, überhaupt nicht“, sagt Pfennig bestimmt. Unterschiede in der Herangehensweise seien eher Typsache und weniger durch das Geschlecht bedingt. Auch die körperliche Belastung, die der Umgang mit schwerem Werkzeug manchmal mit sich bringt, sei kein Hindernis für eine Frau, glaubt Pfennig.
So sieht das auch Theresa Westerhorstmann: „Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich in meiner Freizeit Kraftsport betreibe und auf dem Bauernhof aufgewachsen bin. Ich kann zupacken und bin auch handwerklich nicht ungeschickt. Manchmal muss ich mir vielleicht einen Hocker holen, weil ich nicht überall drankomme, aber das ist auch der einzige Unterschied. Die Altenpflege war in manch anderer Hinsicht viel anstrengender“, erinnert sie sich. Auch komme sie mit ihren männlichen Kollegen gut zurecht, räumt die Auszubildende ein. „Da gibt es wenigstens keinen Zickenkrieg, wie das manchmal in der Altenpflege war. Männer sind direkter, das Arbeitsklima ist prima. Ich fühle mich akzeptiert“. Deshalb würde Theresa Westerhorstmann auch anderen jungen Frauen unbedingt den Beruf ans Herz legen: „Wer sich für einen technisch-handwerklichen Beruf interessiert, ist als Verfahrensmechanikerin auf jeden Fall richtig. Ich bin froh, dass ich nun im dritten Anlauf den richtigen Beruf für mich gefunden habe“.
Weibliche Auszubildende für technische Berufe begeistern
Technikaffine und erfolgreiche Unternehmen wie Hunold + Knoop sind von gut qualifizierten technischen Fachkräften abhängig. Eine der größten Herausforderungen ist die demographische Entwicklung: Damit Unternehmen wie wir sich künftig im Wettbewerb erfolgreich behaupten können, brauchen wir qualifizierte Arbeitskräfte in technischen Berufen – insbesondere im nicht-akademischen Bereich als Facharbeiter/in, Meister/in und Techniker/in. Diese Berufe sind zwar durch ihre technische Affinität eine klassisch männliche Domäne, aber auch junge Frauen wie unsere Auszubildende Theresa Westerhorstmann können hier interessante und spannende berufliche Perspektiven entwickeln.